05.03.2022
Reichtum am Rande der Gesellschaft: langer künstlerischer Dokumentarfilm über die Projektband der Limburger Wohnungslosenhilfe “Nix Druff?” Voraussichtliche Fertigstellung: 2025
7:00 Minuten
Aktueller Projektstand: Rohschnittentwicklung
Dank der Unterstützung des Caritas Verbandes Limburg konnten wir die Dreharbeiten und den Großteil der Sichtung abschließen und gehen nun in die Rohschnittphase!! Das heißt eine Erzählstruktur entwerfen, die ersten Szenen bauen und miteinander verweben. Wir sind sehr aufgeregt, denn das ist eine sehr kreative, manchmal aber auch nervenaufreibende Phase, in der man nicht selten hin und hergerissen ist zwischen „Mann, wird das geil“ und „Daraus wird nie ein Film“.
Reichtum am Rande der Gesellschaft
Wieder ist in mir Musik, sie streichelt meine Seele,
ja, immer ist in mir Musik – erst recht, wenn ich mich quäle …"
Diese Worte spiegeln das Leben von Heike wider, einer 58-jährigen Sängerin mit dem Blues in der Stimme und einem Sauerstoff-Schlauch in der Nase. Sie ist der emotionale Mittelpunkt der Projektband „Nix druff?“, initiiert von der Limburger Wohnungslosenhilfe. Heike ist nicht wohnungslos, aber wie ihre Bandkolleg*innen hat sie einen turbulenten und krisenreichen Lebensweg hinter sich. Ihr größter Wunsch ist es, ihren ältesten Sohn nach über 30 Jahren wiederzusehen.
An Heikes Seite steht der fast 80-jährige Alfred, der musikalische Kopf der Band. Seine satirischen Texte und eingängigen Melodien prägen „Nix druff?“ genauso wie Heikes „Performances“. Die Liebe zur Musik entdeckte Alfred nach dem Krieg in den amerikanischen Kasernen von Frankfurt Höchst. In dieser Zeit lernte er auch seine Frau Beate kennen. Die beiden sind so eigenwillig wie unzertrennlich und haben sich bei all ihren Schwierigkeiten einen feinen Humor bewahrt.
Die Gitarristin Elke (55) hat ebenfalls eine bewegte Vergangenheit: Zu früh Mutter geworden und dann Witwe, kämpfte sie lange mit Einsamkeit und Drogenmissbrauch. Auch sie fand in der Kreativität Halt und einen Weg, ihre inneren Kämpfe zu bewältigen.
Seit sechs Jahren begleitet Filmemacher Stephan van den Bruck „Nix druff?“. Als Saxophonist in der Band teilt er ihre musikalischen Momente und dokumentiert die persönlichen Geschichten der Mitglieder, z.B. wie sie während der Corona-Zeit damit umgehen, nicht mehr regulär musizieren zu können. Stephan fängt schließlich auch Heikes Tod und die Reaktionen ihres Umfelds ein.
Nach Heikes Tod rückt die junge Mutter Justin in den Fokus. Sie ist die Tochter eines ehemaligen Partners von Heike und war bereits Mitglied der Band. Nun stellt sich die Frage, ob Justin das Erbe ihrer Bonusmutter antreten kann. Während sie sich mit Heikes vier leiblichen Kindern durch deren Hinterlassenschaften arbeitet, offenbart sich Heikes bewegtes Leben in Flashbacks.
„Musik in mir“ beleuchtet grundlegende Fragen unserer Gesellschaft: Was ist Reichtum in einer von Krisen gezeichneten Welt? Was bedeutet Elternschaft, was bedeutet Freundschaft? Der Film fordert uns auf, festgefahrene Meinungen über Menschen am Rande der Gesellschaft zu überdenken und zeigt die heilsame Kraft des gemeinsamen Musizierens. „Musik in mir“ ist ein kraftvolles Plädoyer für die verbindende Macht der Kreativität und ein Aufruf zu mehr Empathie und Zusammenhalt.
Die Projektband der Limburger Wohnungslosenhilfe “Nix Druff?” auf dem Wutzkopp-Festival in Elz.